Montag, 7. Januar 2013

Kommt die " Eine Billion-Dollar-Münze " ?

Bizarre Debatte über den Schuldenabbau in den USA

 VON PEER MEINERT (dpa)
 
In schweren Zeiten sehnen sich Men­schen nach Wundern. Das trifft auch auf die Finanzwelt zu. In den USA geis­tert eine Idee durch die Lande, die alle Sorgen mit einem Schlag lösen soll: die Billion-Dollar-Münze 
WASHINGTON — Es ist der Stoff, aus dem die Träume sind: Angeblich kann die US-Regierung mit einem ein­zigen Zaubertrick den Ausweg aus der quälenden Finanzkrise schaffen. Notwendig sei nichts weiter als ein einmaliger Prägeakt: Geprägt werden solle eine Platinmünze über eine Bil­lion Dollar, die als Gegenwert für die US-Schulden steht.
 
Monetärer Befreiungsschlag Die Idee, die derzeit durch die US-Medien schwappt, gibt vor allem über eines Auskunft — wie bizarr die Debatte über die Schulden bereits geworden ist. „Das ist aufregend“, meint etwa der Business Insider — wenn auch etwas zweideutig. „End­lich geschafft, jeder redet über die Eine-Billion-Münz-Idee“, schreibt ebenfalls vielsagend Forbes in seiner Online-Ausgabe. Auch der New Yor­ker Kongressabgeordnete Jerry Nad­ler erwärmt sich für den monetären Befreiungsschlag.
Das Argument für den Münz-Trick geht im Kern so: Zwar ist es Regie­rung und Notenbankern in den USA untersagt, in unbegrenzter Menge Scheine zu drucken. Aber bei Platin­münzen — die gemeinhin etwa zu besonderen Gedenktagen geprägt wer­den — gebe es keine solche Beschrän­kung. Wenn nun also jetzt eine solche „Jumbo-Münze“ geschaffen würde — dann wäre erst einmal Ruhe an der Schuldenfront.
 
Limit bald wieder erreicht 
Tatsächlich stehen US-Präsident Barack Obama und der Kongress vor einem Problem, aus dem es so leicht keinen Ausweg gibt. Erst über Neu­jahr wurde die sogenannte Fiskal­klippe mühsam und mit viel Getöse umschifft — in den nächsten Wochen steht die Erhöhung der Schuldenober­grenze des Landes an. Das Limit liegt derzeit bei 16,4 Bil­lionen Dollar — das ist eine Zahl mit zwölf Nullen. Schlimmer noch: Die Republikaner machen Obama schon jetzt die Hölle heiß und drohen offen mit einem Showdown, der die USA in die Zahlungsunfähigkeit treiben könn­te. Das Bizarre der Situation: Abge­ordnete weigern sich jetzt, die Rech­nung für Gesetze zu zahlen, die sie zuvor selbst beschlossen hatten — ein Alptraum, der das Hoffen auf eine wundersame Lösung nur beflügeln dürfte.
 
Idee eines Nobelpreisträgers 
Niemand anderes als der Wirt­schaftsnobelpreisträger Paul Krug­man hatte jüngst in Sachen „Jumbo­Münze“ einen Stein ins Wasser gewor­fen. Zwar räumt auch Krugman ein, die ganze Sache sei etwas verrückt und verblasen, „aber weil das Schul­denlimit selbst verrückt ist (...), ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass jetzt jeder Trick genutzt wird, der ver­fügbar ist“. Dabei ist die Idee der münztechni­schen Großtat nicht einmal neu. Bereits vor einem Jahr, als der Regie­rung schon einmal das Wasser bis zum Hals stand, weil die Republikaner den Geldhahn zudrehen wollten, hatte der Yale-Professor Jack M. Balkin eine solche Wunderwaffe ins Gespräch gebracht.
Wenn auch nicht ohne Bedenken. Der Trick mit der Münze habe näm­lich einen Haken, so Balkin: Er könnte die Politiker letztlich dazu ver­führen, weiter unbeschwert Schulden zu machen.

Quelle : Nürnberger Nachrichten

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