VON PEER MEINERT (dpa)
In schweren Zeiten sehnen sich Menschen nach Wundern. Das trifft auch
auf die Finanzwelt zu. In den USA geistert eine Idee durch die
Lande, die alle Sorgen mit einem Schlag lösen soll: die
Billion-Dollar-Münze
WASHINGTON —
Es ist der Stoff, aus dem die Träume sind: Angeblich kann die
US-Regierung mit einem einzigen Zaubertrick den Ausweg aus der
quälenden Finanzkrise schaffen. Notwendig sei nichts weiter als ein
einmaliger Prägeakt: Geprägt werden solle eine Platinmünze über eine
Billion Dollar, die als Gegenwert für die US-Schulden steht.
Monetärer Befreiungsschlag Die Idee, die derzeit durch die US-Medien schwappt, gibt vor allem
über eines Auskunft — wie bizarr die Debatte über die Schulden bereits
geworden ist. „Das ist aufregend“, meint etwa der Business Insider — wenn auch etwas zweideutig. „Endlich geschafft, jeder redet über die Eine-Billion-Münz-Idee“, schreibt ebenfalls vielsagend Forbes
in seiner Online-Ausgabe. Auch der New Yorker Kongressabgeordnete
Jerry Nadler erwärmt sich für den monetären Befreiungsschlag.
Das Argument für den Münz-Trick geht im Kern so: Zwar ist es Regierung
und Notenbankern in den USA untersagt, in unbegrenzter Menge Scheine zu
drucken. Aber bei Platinmünzen — die gemeinhin etwa zu besonderen
Gedenktagen geprägt werden — gebe es keine solche Beschränkung. Wenn
nun also jetzt eine solche „Jumbo-Münze“ geschaffen würde — dann wäre
erst einmal Ruhe an der Schuldenfront.
Limit bald wieder erreicht
Tatsächlich stehen US-Präsident Barack Obama und der Kongress vor einem
Problem, aus dem es so leicht keinen Ausweg gibt. Erst über Neujahr
wurde die sogenannte Fiskalklippe mühsam und mit viel Getöse umschifft
— in den nächsten Wochen steht die Erhöhung der Schuldenobergrenze des Landes an.
Das Limit liegt derzeit bei 16,4 Billionen Dollar — das ist eine Zahl
mit zwölf Nullen. Schlimmer noch: Die Republikaner machen Obama schon
jetzt die Hölle heiß und drohen offen mit einem Showdown, der die USA
in die Zahlungsunfähigkeit treiben könnte. Das Bizarre der Situation:
Abgeordnete weigern sich jetzt, die Rechnung für Gesetze zu zahlen,
die sie zuvor selbst beschlossen hatten — ein Alptraum, der das Hoffen
auf eine wundersame Lösung nur beflügeln dürfte.
Idee eines Nobelpreisträgers
Niemand anderes als der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman
hatte jüngst in Sachen „JumboMünze“ einen Stein ins Wasser geworfen.
Zwar räumt auch Krugman ein, die ganze Sache sei etwas verrückt und
verblasen, „aber weil das Schuldenlimit selbst verrückt ist (...), ist
es gar nicht so unwahrscheinlich, dass jetzt jeder Trick genutzt wird,
der verfügbar ist“.
Dabei ist die Idee der münztechnischen Großtat nicht einmal neu.
Bereits vor einem Jahr, als der Regierung schon einmal das Wasser bis
zum Hals stand, weil die Republikaner den Geldhahn zudrehen wollten,
hatte der Yale-Professor Jack M. Balkin eine solche Wunderwaffe ins
Gespräch gebracht.
Wenn auch nicht ohne Bedenken. Der Trick mit
der Münze habe nämlich einen Haken, so Balkin: Er könnte die Politiker
letztlich dazu verführen, weiter unbeschwert Schulden zu machen.
Quelle : Nürnberger Nachrichten
Quelle : Nürnberger Nachrichten
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