Donnerstag, 19. Januar 2012

Das Kapital am Pranger: Ein Kompaß durch den politischen Begriffsnebel

Interview mit Roland Baader.



In einem Interview spricht der kürzlich verstorbene, große libertäre Denker Roland Baader über sein Werk "Das Kapital am Pranger: Ein Kompaß durch den politischen Begriffsnebel".


„Kommen wir zur größten Illusion und zum verhängnisvollsten Irrtum politischer, ökonomischer und wirtschaftspolitsicher Natur, von der sich die Bürger gründlich verabschieden sollten: vom Glauben nämlich, dass das, was sie in ihren Portemonnaies und auf ihren Spar- und Girokonten haben, Geld sei."


Jene These stammt aus dem Buch „Das Kapital am Pranger" von Roland Baader, einem klassisch-liberalen Nationalökonomen und Sozialphilosophen. Und sie harmoniert eigentlich überhaupt nicht mit unseren Alltagserfahrungen innerhalb eines scheinbar abgesicherten Finanzsystems mit Einlagensicherungsfonds, Finanzaufsicht und Entschädigungseinrichtungen!? Oder könnte es sein, dass wir uns tatsächlich gar nicht näher mit jenem Geldsystem beschäftigen wollen, welches uns täglich umgibt, da dies ja genügend andere Menschen für uns tun? Nämlich vermeintliche Experten aus dem Finanzsektor, der Wirtschaft oder unsere Politiker.


Nun, bemühen wir einmal unsere Geschichte: „Es war einmal ein Land, das hatte...die besten Schulen und Universitäten, eine kleine, hocheffiziente Verwaltung, wenige und einfache Gesetze. Es hatte eine Börse, an der die Aktien immer dann stiegen, wenn die Arbeitslosigkeit zurückging, und fielen, wenn sie zunahm. Dies bei einer Arbeitslosenquote zwischen zwei und drei Prozent. Es hatte einen Kapitalmarkt, auf dem man unbesorgt auf Sicht von 30 Jahren in Anleihen investieren konnte und dabei keine Kaufkraftminderung riskierte, denn das Geld blieb auch in der nächsten Generation stabil. In diesem Land stiegen die Exporte, wuchs die Wirtschaft, die Löhne und Einkommen nahmen stetig zu, der Mittelstand florierte, ein gelernter Maurer konnte mit drei Wochenlöhnen die gesamte Jahresmiete seiner Wohnung zahlen. In diesem Land wurden Gesetze, auch Steuergesetze, für Generationen gemacht. Und der Staatsanteil am Sozialprodukt...erreichte gerade einmal 14%." Dies ist keine Beschreibung von Schlaraffenland, sondern eine Schilderung von Bruno Bandulet aus seinem Deutschland-Brief vom Dezember 2002: „Dieses Land hat es wirklich gegeben. Es war das deutsche Kaiserreich vor 1914."


Klingt unglaublich, oder!? Zumal wir heute über diese politisch verbrämte Zeit sehr wenig aus dem Alltagsleben wissen und es kaum noch Zeitzeugen gibt. Was hat dies aber mit unserem heutigen Geld zu tun, werden Sie fragen? Betrachten wir einmal drei „Geldscheine": einen aus der Zeit vor 1914, eine Euronote und eine Ein-Dollarnote. Gemessen an den heutigen Euronoten ist die 100 Jahre alte Reichsbanknote farblich dezent gehalten und größeren Ausmaßes. Aber bei weitem nicht mit der Kargheit von Eurobanknoten zu vergleichen, wenn es um das oft zitierte „Kleingedruckte" geht! Dort steht zu lesen: „Zwanzig Mark zahlt die Reichsbankhauptkasse in Berlin ohne Legitimationsprüfung dem Einlieferer dieser Banknote."


Lesen Sie es ruhig noch einmal, um sich zu vergewissern, ob Sie diesen Satz richtig verstanden haben! Formulieren wir es etwas anders -- wer Inhaber dieser Banknote war, konnte sich offenbar ohne Formalien jederzeit bei der Reichsbankhauptkasse 20 Mark auszahlen lassen!? D. h. er erhielt erst dort "richtiges Geld"! Was war damals richtiges Geld? Gold! Also jenes glänzende Edelmetall, welches rar und nicht beliebig vermehrbar ist, sich also zur Deckung der umlaufenden Papiernoten sehr gut eignete. Die Reichsbanknote bestätigt also über die aufgedruckte „Gebrauchsanweisung", dass sie kein Geld sondern lediglich ein Lagerschein für Gold war! Und dieses hinterlegte Gold fungierte aufgrund seiner Begrenztheit als „natürliche" Bremse für die in Umlauf gebrachten Banknoten. Hier, im stabilen Geld, liegt ein wesentlicher Grund für das oben geschilderte Wirtschaftswunder im kaiserlichen Deutschland.


Auch in den USA war lange Zeit gedecktes Geld in Umlauf. Beispielsweise als Ein-Dollar- Silberzertifikat aus dem Jahre 1928, das dem Inhaber jener Banknote die Unterlegung und Zahlbarkeit in Silber garantierte.


Anders beim heutigen US-Dollar, der statt als „Weltleitwährung" zutreffender als „Weltleidwährung" bezeichnet werden könnte. Auch hier ist noch etwas Lesbares zu entdecken: „Diese Note ist ein gesetzliches Zahlungsmittel für alle Schulden, öffentliche wie private." Was ist mit Deckung, einer Sicherung a la Reichsbank? Abgeschafft! In seiner bereits eingeschränkten Form seit 1971...Auf der Rückseite (="Greenback") regiert dann nur noch das Prinzip Hoffnung: „Wir vertrauen auf Gott".

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