Die Deutsche Telekom schafft als erstes Unternehmen die
„Flatrate“ ab. Mit automatischen Sperren werden Programme gestoppt, die
nicht von der Telekom sind. Vodafone & Co. werden dem Beispiel
folgen. Die meisten unabhängigen Websites werden damit extrem langsam.
Der Staat wird dann mit einem kleinen Oligopol das Internet in
Deutschland beherrschen. Genießen Sie die letzten Monate der Freiheit im
Internet.
Die beliebte „Flatrate“ ist bald Geschichte: Künftig werden die
Kunden massiv mehr für die Internet-Nutzung bezahlen müssen. Die
Deutsche Telekom wird künftig automatische Sperren bei zu viel
Daten-Volumen – etwa bei Video-Streaming – einbauen. Die Telekom wird
eigene Inhalte produzieren und diese werden schneller laden. Damit gibt es neben der GEZ spätestens ab 2016 einen Anbieter von staatlich kontrollierten Informations-Websites.
Die anderen Konzerne werden dem Beispiel der Telekom gewiss folgen.
Auch sie werden die Sperren einbauen und ihre eigenen Inhalte
bevorzugen. Wir erleben eine neue Ära der Kommerz-Inhalte wie Telekom-TV
und ähnlichen schönen Dingen.
Wir nähern uns einer Zeit ganz neuer Medien-Formate.
Die Telekom-Tagesschau.
Die Vodafone-Sportschau.
Der E-Plus-Jauch.
Der 02-Presseclub.
Die Vodafone-Sportschau.
Der E-Plus-Jauch.
Der 02-Presseclub.
Die Zeit des Internet als Plattform für freie und unabhängige Medien
geht damit zu Ende. Unter dem sperrigen Begriff der sogenannten „Bandbreiten-Drossel“ wird die Deutsche Telekom zum 1. Mai keine der bisher bekannten Flatrates mehr anbieten. Wenn
ein gewisses Datenvolumen überschritten ist, etwa durch zu viel
Video-Streaming, dann sperrt („drosselt“) die Telekom die Bandbreite für
den Nutzer. Ausnahme: Er nutzt gerade – Bingo! – Telekom-Dienste.
Zunächst wird sich die Telekom nur das Recht sichern, solche Sperren
einzusetzen, behauptet das Unternehmen. Erst 2016 werde man „technisch“
in der Lage dazu sein.
Bei Kabel Deutschland gibt es eine solche Blockade jetzt schon im
Kleingedruckten. Sie ist allerdings noch nicht aktiviert. Das
Unternehmen sagte jedoch, dass man sich bei „nicht absehbarem
Kundeverhalten“ eine Sperre vorbehalte.
Vodafone will eine solche Maßnahme vorerst nicht treffen, sondern
wartet ab. Gelingt der Telekom der Durchbruch, wird sich auch der
Konkurrent nicht lange bitten lassen, erwartet die IT-Website Golem.
Mit dieser Entwicklung wird sich die Internet-Nutzung dramatisch ändern.
Faktisch wird das Internet auf die Horror-Geschwindigkeiten der
neunziger Jahre zurückgeschraubt, befürchtet Markus Beckedahl vom Verein
Digitale Gesellschaft.
In der Praxis wird es so aussehen: Wenn man Telekom-Kunde ist, kann
man unbegrenzt jene Programme ansehen, die die Deutsche Telekom
produziert. Schon jetzt hat die Deutsche Telekom viele Programm-Inhalte,
eine Zeit lang versuchte sie sich als Sportanbieter. Einer der
Vorstands-Chefs der Telekom, der Ex-Deutsche Banker Thomas Holtrup,
wollte vor zehn Jahren schon die Telekom zu einem großen Medienhaus entwickeln.
Medien, wie sie die Telekom anbietet, kennen keinerlei Trennung von
Journalismus und PR. Die Telekom muss daher, damit die Kunden einen
guten Eindruck von ihrem Programm haben, noch zulegen – etwa in gesellschaftlich wichtigen Bereichen wie „Promis, Stars, Sport, Lifestye“. Daher braucht das Unternehmen bis 2016.
Der Gedanke ist klar: Wenn der Telekom-Kunde Inhalte von anderen
Anbietern ansieht, wird nach einer gewissen Menge an Datenvolumen die
Geschwindigkeit der Internet-Seiten, die man gerade besucht, dramatisch
langsamer. Er wird daher über die Schnelligkeit der Seiten gezwungen,
auf den Telekom-Programmen zu bleiben.
Die offizielle Argumentation: Die Telekom will nicht allein die
Kosten für den Netzausbau tragen. Vor allem aber will sie Kunden von
anderen Medien im Internet abziehen. Zuallererst geht diese Strategie gegen YouTube und Google.
Denn die Amerikaner sind aus der Sicht der Telekom Schmarotzer, die die
Netze zwar nutzen, aber nichts für deren Erhalt zahlen.
Aber natürlich wird eine automatische Sperre auch für alle anderen Nicht-Telekom-Seiten gravierende Folgen haben. Denn
die Telekom ist technisch und wirtschaftlich in der Lage, allen
Inhalten den Saft abzudrehen, die nicht von ihr produziert und gesendet
werden. Gemeinsam mit der staatlichen KfW-Bankengruppe hält die Bundesrepublik 32 Prozent an der Telekom.
Daher wird es, wenn es nach dem Willen der Telekom geht, künftig neben
dem GEZ-Apparat der öffentlich-rechtlichen Sender, der 8 Milliarden Euro
jährlich an Zwangsgebühren kassiert, im Internet einen zweiten Anbieter
geben, bei dem ohne den Staat nichts läuft.
Ähnlich wie bei TV und Rundfunk werden die Konkurrenten durchaus ein
paar Brosamen bekommen: Ohne die geringsten Ansprache – das wäre ja ein Kartell,
und so etwas bilden die hochanständigen Telekoms nicht – werden auch
die anderen Anbieter nachziehen. Sie werden dann Programme anbieten, die
denen von SAT1 und RTL ähnlich sind.
Der hochverschuldete deutsche Staat wird gegen die Errichtung eines zweiten Staats-Medien-Betriebs nichts unternehmen, weil er als Anteilseigner in hohem Maße davon profitiert,
wenn die Kunden signifikant höhere Gebühren zahlen müssen. Und
diejenigen, die weniger zahlen, weil sie sich nur noch das Telekom-TV
leisten können, werden wenigstens unter staatlicher Aufsicht bespielte
Websites konsumieren – was für die Regierung auch ein Wert an sich ist.
Schon heute ist wegen des Preisverfalls mit den Internet-Zugängen
kein großes Geschäft mehr zu machen. Die großen Anbieter werden daher
einen knallharten Verdrängungs-Prozess starten.
Natürlich werden sich auch Telekom-kritische Seiten nicht zu wundern
haben, wenn sie plötzlich unerträglich langsam werden. Das hat natürlich
nicht das Geringste mit kritischen Meldungen über die Telekom zu tun –
sondern mit „der Verkehrsentwicklung im Internet“, wie Heise die Telekom zitiert.
Faktisch leitet diese Entwicklung das Ende des Internet als freies, unabhängiges Trägermedium für viele kleine Anbieter ein.
Die Idee der „Netzneutralität“ – dass also alle Websites unabhängig von
ihrem Inhalt gleich schnell abrufbar sind – ist Geschichte.
Das Internet wird zum Spiegelbild dessen, was wir im Fernseh-Bereich kennen: Ein riesiger staatlicher Moloch, und ein paar Feigenblätter – für andere Konzerne.
Die Folgen für viele Informations-Medien, die im Zuge der
Wild-West-Zeit des Internets entstanden sind, sind absehbar: Diese
Websites werden verschwinden.
Die Weichen für die Zukunft des Internets sind gestellt.
Sie laufen in dieselbe Richtung, in die der alte Staat bereits läuft.
Wir müssen uns auf eine gigantische Kommerz- und Manipulationswelle einstellen.
Der Un-Geist der GEZ schickt sich an, das Internet in Besitz zu nehmen.
Es ist ein Putsch, bei dem die Vielfalt zerstört und die alten
Machtpositionen von Staat und Staatsbetrieben neu errichtet werden.
Eben genau die schöne, neue Medienwelt, die wir uns schon immer wünschen mussten.
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