Hauptsache "öko"? Schaden an der Natur bei der Produktion
von Ökostrom wird im Zeichen der Energiewende anscheinend billigend in
Kauf genommen. Berichtet wird darüber in den Medien jedoch kaum. Von Dirk Maxeiner und Michael Miersch
Am vergangenen Samstag vernichtete ein Störfall in einem Atomkraftwerk auf weiter Strecke alles Leben im Gebirgsfluss Spöl im Gebiet des Schweizer Nationalparks.
Sie wundern
sich, dass Sie erst heute davon lesen? Und fragen sich, warum die
deutschen Medien darüber nicht berichtet haben? Ganz einfach: Wir haben
im ersten Satz ein entscheidendes Wort ausgetauscht: Es war kein
Atomkraftwerk, sondern ein Wasserkraftwerk. Und Wasserkraftwerke liefern Öko-Energie, wie wir tagtäglich erzählt bekommen.
Ebenso "öko" wie die deutschen Windkraftwerke, die mehrere Hunderttausend Vögel und Fledermäuse jährlich töten, darunter besonders viele seltene Greifvögel.
So "öko" wie die
Biogasanlagen, bei denen es zu 40 bis 60 schweren Unfällen pro Jahr
kommt. Meist läuft gärende Brühe aus und vergiftet Gewässer. Aber es
kommt auch immer wieder zu Explosionen, die Menschenleben kosten.
Wasserkraftwerke
im funktionierenden Normalbetrieb sind übrigens auch nicht sonderlich
"öko". Sie zerfetzen etwa ein Drittel der stromabwärts wandernden
Fische. Dass Aale selten geworden sind, hängt mit dem Wasserkraft-Boom
im Zuge der Energiewende zusammen.
Energiewende – propagandistisches Meisterstück
Den gewendeten
Stromkonzernen ist es gelungen, diese unbequemen Tatsachen aus der
Energiedebatte zu verbannen. Traurigerweise spielen die meisten
Politiker und Journalisten dabei mit.
Während bei
Atomkraftwerken jede noch so harmlose Panne zum schweren Störfall
hochgejazzt wird, muss man die zahlreichen Havarien beim Ökostrom aus
Lokalzeitungen zusammenklauben. Denn diese Unfälle schaffen es nicht mal
in die überregionalen Medien, auch wenn es dabei Tote gibt.
Manche Leute würden am liebsten jede kritische Betrachtung der Energiewende
abwürgen. Der energiepolitische Sprecher der Grünen, Hans-Josef Fell,
wurde diese Woche ziemlich ungehalten, als die staatliche Förderbank KfW
eine Studie veröffentlichte, aus der hervorging, dass das Zukleben von
Gebäuden mit Kunststoffschaumplatten sich nicht lohnt.
Oftmals steigen
dadurch die Heizkosten sogar, weil einsickerndes Regenwasser die
gedämmten Fassaden durchfeuchtet. "Die Studie richtet immensen Schaden
an", schimpfte Fell.
Die
Energiewende in ihrem Lauf hält weder Fisch noch Vogel auf. Es ist ein
propagandistisches Meisterstück, dass das Produkt dieser Naturzerstörung
"Ökostrom" genannt wird.
Quelle: Welt.de
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