… weil das gesamte System marode ist.“
Seit den Worten des Freiheitsdenkers Roland Baaders in einem seiner
letzten Interviews vor seinem viel zu frühen Tod sind schon wieder mehr
als drei Jahre ins Land gegangen.
Es gibt nur wenige Menschen auf dieser Welt, die den Mut und das
Rückgrat besitzen, die Dinge so klar auszudrücken, dass für
Interpretationen und Beschönigungen sogar in dieser heutigen Zeit der
kaum noch zu ertragenden politischen Korrektheit kein Raum bleibt.
Es ist ein Jammer – jeden Tag beobachte ich, dass diese kleine Schar
von aufrechten Zeitgenossen beständig sinkt und diese entweder
resignieren oder sie sich im noch schlimmeren Fall dem Mainstream
hingeben und das verachten, was Vorfahren unter Einsatz ihres Lebens mit
Händen und Füßen verteidigt haben. Es sieht zunehmend so aus, dass die
Bequemlichkeit und das stille Einverständnis in eine von oben
aufoktroyierte „Wahrheit“, die uns mit ihren Tentakeln umschlingt, bei
den Menschen immer mehr Zustimmung findet. Wir scheinen es fast zu
genießen, dass die menschenverachtende Wohlfahrtsstaatlichkeit und die
paranoide „soziale Gerechtigkeit“ uns höhnisch ins Gesicht lachen.
Roland Baader hätte allen Grund gehabt zu resignieren. Er hat es aber nicht getan – ganz im Gegenteil.
Als einer der wenigen, die schon sehr früh die kommenden Katastrophen
vor Augen hatte, hat immer und immer wieder zur Vorsicht aufgerufen. Er
hat die Menschen in seinen Büchern – wo eines besser ist als das andere
– eindringlichst gewarnt vor dem, was ohne jeden Zweifel auf sie
zukommen wird.
Aber hat es etwas genutzt? Hat es etwas bewirkt? Ja, hat es, lieber
Herr Baader! So wie ich durch Sie zu einem aufgewachten Beobachter
geworden bin, der die Lehren der Österreichischen Schule für alle Zeiten
in sich verinnerlicht hat und danach zu denken und zu leben strebt, so
gibt es viele andere, die in Ihren Worten Trost und das Gefühl
verstanden zu werden gefunden haben.
Es sind die Bücher von Roland Baader, die bei mir nur sehr selten den
Weg zurück ins Bücherregal finden, so oft suche und finde ich dort
Inspiration und Anregung für meinen Weg in eine bessere Zukunft. Nun
wird der eine oder andere einwenden, ich soll mal nicht nörgeln – nie
sei es den Menschen besser gegangen als heute. Ja, das stimmt, nur
leider entwickeln wir uns mit erschreckender Geschwindigkeit in eine
Richtung, die all die guten Errungenschaften wieder zunichte machen.
Anbei überlasse ich Ihnen ein paar Kostproben seiner Arbeiten und
empfehle sie nicht als Bettlektüre – es sei denn, Sie stehen auf
Alpträume!
„… Die derzeit schon ins Unerträgliche hypertrophierte Omnipotenz
und Omnipräsenz der nationalen Politik in allen Lebensbereichen der
Bürger wird sich zwar auf eine einzelstaatliche und eine
gemeinschaftliche Ebene zweiteilen, sich aber dadurch nicht halbieren
sondern potenzieren. Im Gegenzug zu den Machtübertragungen auf zentrale
Legislativen und Exekutiven werden sich die heimischen, vom
Hoheitsschwund bedrohten Regierungen und Funktionärskasten nämlich alles
unter den Regierungs-Nagel reißen, was bisher noch der Privatsphäre des
Bürgers oblag.“ (Die Euro-Katatstrophe, Für Europas Vielfalt – gegen Brüssels Einfalt, 1993)
Na, kommt Ihnen da etwas bekannt vor?
„Diese Vorgänge nehmen im Sozialstaat ungeheuerliche Dimensionen
an. So hat sich die Summe der sozialen Wohltaten in Deutschland zwischen
1960 und 2000 verneunzehnfacht. Mit 1,2 Billionen Mark wird ein Drittel
des gesamten Sozialprodukts Jahr für Jahr für „Soziales“ ausgegeben.
Wer profitiert davon? Die Bedürftigen jedenfalls stellen die weitaus
geringste Zahl an Profiteuren. Das zeigt sich schon an einem einfachen
Rechenexempel: Zu den wirklich Bedürftigen zählen maximal fünf Prozent
der Bevölkerung. Würde man die 1,2 Billionen Mark an sie ausschütten, so
müßte jeder einzelne Bedürftige im Jahr dreihunderttausend Mark
bekommen.
Die wahren und hauptsächlichen Profiteure kommen bei einer
anderen Rechnung ans Licht: Auf jeden Bedürftigen in Deutschland kommen
nämlich heute zehn Personen, die die damit beschäftigt sind, die
Sozialtransfers zu verwalten, zu manipulieren, zu verplanen und hin- und
herzuschieben.“ (totgedacht – Warum Intellektuelle unsere Welt zerstören, 2002)
Könnte man ja mal darüber nachdenken, bevor man wieder einmal das „unsoziale“ Deutschland verbal verprügelt.
„Typischerweise sind die drei hauptsächlichen Gruppen der
„Weltverbesserer“ identisch mit den die Hauptfeinden des Liberalismus:
Die Utopisten, die glauben, die Schlüssel zum Paradies auf Erden
gefunden zu haben, die Politiker, die das politische Machtgeschäft nur
betreiben können, indem sie vortäuschen, die Welt verbessern zu können,
und die Intellektuellen, die frustriert sind, weil ihre angeblichen
Weltverbesserungsideen im Kapitalismus nicht gebraucht werden. ….
Der Kapitalismus ist das beliebteste Angriffsziel dieser Sozial-
und Nirwana-Techniker, weil er mit den Gegebenheiten der unperfekten
Welt fertig wird und sich weigert, nach himmlischen Systemen zu suchen,
in welchen „alles für alle gut wird.“
„Die besonders bei Politikern verbreitete Ansicht, daß man bei
sog. „intelligenten“ Eingriffen im voraus absehen könne, welche Folgen
sie zeitigen – und daß dies beabsichtigen Folgen jeweils „besser“ oder
„gerechter“ oder „effektiver“ seien als die Wirkungen der angeblich
„blinden“ Marktkräfte, ist nichts als arrogante Anmaßung und dummdreiste
Überheblichkeit (oder eben, wie gehabt, Täuschung und Lüge).“ (Die belogene Generation, 1999)
An alle, die immer noch die Lehman-Pleite als Ursache der
„Finanzkrise“ verteidigen und dem bösen, nur leider nicht vorhandenen
Kapitalismus ans Leder wollen.
„Wollte man den Begriff „Neoliberalismus“ gemäß der Geistes- und
Gemütsverfassung derjenigen erklären, die das Wort ständig im Mund
führen, so müßte man definieren: Neoliberalismus ist alles, was uns auf
dieser Welt nicht in den Kram paßt. „Neoliberal“ ist zum politisch
korrekten Diffamierungsbegriff für jede Meinung und Haltung geworden,
die sich gegen Sozialismus, gegen Kollektivismus und gegen die
Unterstellung des gesamten Lebens der Menschen unter die
All-Zuständigkeit der Politik richtet.
Die Freiheitsfeinde aller Lager haben die Vokabel
„Neoliberalismus“ aufgeladen mit den Assoziationen
Demokratiefeindlichkeit, Materialismus, Egoismus, Wertebeliebigkeit und
Dogmatismus, also mit all jenen Attributen, die dem Sozialismus gebühren
würden und weder mit dem Klassischen Liberalismus noch mit dem (echten)
Neoliberalismus etwas zu tun haben.“ (Das Kapital am Pranger – Ein Kompaß durch den politischen Begriffsnebel, 2005)
Ja, ja, immer wieder haben wir es mit denen zu tun, die den
Neoliberalismus für das verantwortlich machen, was schon seit langen
Jahren mit uns geschieht. Dabei wird geflissentlich übersehen, dass man
sich selbst ein Grab schaufelt. Was übrigens nicht besonders clever ist!
„Eine Folge davon und ein Beleg dafür, daß die meisten Ökonomen
das Wesen des Geldes nicht kennen, ist die Tatsache, daß sie das
bestehende Falschgeldsystem kritiklos hinnehmen, obwohl es immer und
immer wieder und ausnahmslos gescheitert ist. Sie streiten sich
lediglich darum, ob und wann um wie viel die Zinsen gesenkt oder
angehoben werden sollten, und ob und wie um wie viel die Staatsausgaben
gesteigert oder reduziert werden sollten.
Aber das fiat money, das fractional reserve banking, das
Zentralbankwesen und die staatlich gesteuerte Geld- und Fiskalpolitik
nehmen sie hin wie unabwendbare Wetterereignisse – oder preisen sie gar
als fortschrittliche Innovationen des modernen Wirtschaftslebens und als
Beleg hoch entwickelter Geld-, Finanz- und Währungsinstitutionen.
Somit sind die Ökonomen zu Ideenlieferanten der staatlichen und
banktechnischen Falschmünzer geworden – man könnte auch sagen: zu
akademischen Zuhältern der politischen Machteliten und zu der mit der
Politik küngelnden Hochfinanz-Kaste. Die moderne Nationalökonomie hat
sich von einer Moralphilosophie in eine Prostitutionswissenschaft
verwandelt.“ (Geld, Gold und Gottspieler – Am Vorabend der nächsten Weltwirtschaftskrise, 2004)
Dies ist eine schöne Botschaft an jene, die immer noch die
Meinung vertreten, dass Schulden in Ordnung sind und dass der Staat von
der bösen Finanzelite in die Mangel genommen und erpresst wird.
„Hier stoßen wir auf die dritte große Rechtfertigungsfama der
Besteuerung, auf eine, die sich im Sozialstaat besonderer Beliebtheit
erfreut: die „Gerechtigkeit“. Vorweg sei daran erinnert, daß im Namen
der Gerechtigkeit die meisten und die schlimmsten Verbrechen der
Menschheitsgeschichte begangen worden sind. Mehr als noch im Namen ihrer
Zwillingsschwester, der Wahrheit …
Das System selbst, also das Prinzip der Besteuerung ganz
generell, wird niemals angesprochen. Niemand wagt sich an den faulen
Kern des Geschehens und nirgendwo im öffentlichen Disput wird die Frage
gestellt, ob die Erhebung von Steuern in einem freiheitlichen
Rechtsstaat überhaupt rechtmäßig erfolgen kann oder nicht – und wann ja,
in welcher schlüssig begründbaren Größenordnung.“ (Fauler Zauber – Schein und Wirklichkeit des Sozialstaats, 1997)
Werden wir „bessere“ Räuber, wenn wir uns im Namen des
Staates am Vermögen anderer Menschen bereichern? Sind wir „bessere“
Menschen, wenn wir zwar den privaten Diebstahl unter Freiheitsentzug
stellen, den staatlichen Diebstahl aber aktiv einfordern und für gerecht
erachten?
„Es sind, wie bereits erwähnt, zwei morsche sozialistische
Grundpfeiler, die man der Marktwirtschaft untergeschoben hat und die das
Gebäude des Kapitalismus zum Einsturz bringen werden: Das
staatsmonopolistische und ungedeckte Papiergeld – und die
zentralplanwirtschaftlich manipulierten Zinsen. Solange das Geld
staatlich ist – also auf Zwang und Konkurrenzlosigkeit beruht, kann es
nirgendwo auf der Welt einen Kapitalismus geben, der diesen Namen
verdient.“ (Geldsozialismus – Die wirklichen Ursachen der neuen globalen Depression, 2010)
Lieber Roland Baader, ich wünsche mir für Sie von ganzem Herzen, dass Sie in Frieden ruhen.
Ihre Susanne Kablitz