Freitag, 22. April 2011

Die Funktionsweise von Propaganda - oder wie man die Menschen durch ein schlechtes Gewissen regiert

Edward Bernays Buch aus dem Jahre 1928
Kürzlich fand ich diesen Text in einem verstaubten Ordner auf meiner Festplatte, ich präsentiere "Teile und Herrsche", unsere Unterjochung durch Misstrauen und Schuld:

"Im Aufkommen des “Nationalsozialismus” Ende der 20er Jahre in Deutschland war eine beliebte Propagandafrage an die Arbeiterschaft, ob sie in ihrem ganzen Leben schon einmal einen grundehrlichen Juden getroffen hätten. Eine weitere war die, warum es in jeder Bank einen Juden gab.

Probieren Sie das gleiche nun an sich selbst: haben Sie in Ihrem ganzen Leben schon einmal einen von grundauf ehrlichen Schnauzbartträger getroffen? Warum gibt es in jeder Bank einen Schnauzbartträger?

Nehmen Sie irgendeinen, oder irgendetwas: Katholiken, Buddhisten, Gemüseanbeter, Hutträger, Schlipsträger, Reiche, Arme, Vorgesetzte, Untergebene, Düsseldorfer in Köln, Kölner in Düsseldorf, Inländer im Ausland, Ausländer im Inland, dicke Frauen, dünne Männer, kleine Kinder oder Tattergreise, Freunde und Verwandte: war irgendeiner dieser Minderheiten (sic!) jemals von grundauf ehrlich zu Ihnen? Wirklich? Immer? Würden Sie sich darauf verlassen können? Warum? Woher wissen Sie das? Und warum sind die überall?

Nun verstehen Sie – hoffentlich – das Wesen der Propaganda: den Menschen aus ihrem eigenen Unvermögen, aus ihrer eigenen Schwäche, aus ihrem eigenen schlechten Gewissen und dem Bewusstsein der eigenen Unvollkommenheit einen Strick zu drehen, diesen den Menschen in die Hand zu drücken, ihnen noch einen kleinen Klaps zu geben und zu rufen, “Da lang, nein, da lang”. Schon setzt sich der geübte Untertan in Bewegung, um seine Schuld, seine Schuld, seine unendliche Schuld (welche seine Eltern durch seine Geburt schändlicherweise verursachten) am Gemeinwohl des Feudalismus reuevoll abzumobben. Danach geht es ihm zwar immer noch nicht besser, keineswegs – aber die Spannung ist weg. Er liebt wieder seinen großen Bruder."

Wer nun etwas über seine eigene Schuld lernen will der höre sich die rede des amerikanischen Juden Benjamin Freedman an und frage sich warum diese in Deutschland verboten ist!?

- Carpe Noctem Prositus -


1 Kommentar:

  1. Super Artikel. Passend dazu hier diese Ergänzung:

    Aus einer Rede Benjamin H. Freedman im Willard Hotel, Washington D.C. 1961:

    http://lupo-cattivo.blogspot.com/2010/01/aus-einer-rede-benjamin-h-freedman-im.html

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