Sonntag, 8. September 2013

Elektrosmog: Es leuchtet wie von Geisterhand

Bürgerinitiative unternimmt Feldversuch unter der Hochspannungsleitung
 
Mitglieder von bürgerinitiativen aus Hüttlingen und dem Raum Schwäbisch Gmünd halten unter einer Starkstromleitung nahe des Umspannwerks Leuchtstoffröhren in die Höhe. Dies beginnen wie von Geisterhand zu leuchten.
Mitglieder von bürgerinitiativen aus Hüttlingen und dem Raum Schwäbisch Gmünd halten unter einer Starkstromleitung nahe des Umspannwerks Leuchtstoffröhren in die Höhe. Dies beginnen wie von Geisterhand zu leuchten. (Foto: Peter Schlipf)
Von Claudia Heller

Hüttlingen-Wagenrain Spannung liegt in der Luft: Das hat ein Feldversuch der Hüttlinger Bürgerinitiative „Hüttlingen unter Höchstspannung“ (BI) am Mittwochabend bei einer Leuchtstoffröhrendemo nahe des Umspannwerks beim Wegekreuz Hüttlingen/Wagenrain gezeigt. An die 40 Leute waren gekommen, um unter der 380 000-Volt-Stromleitung nach Gundremmingen handelsübliche Leuchtstoffröhren zum Leuchten zu bringen. Unter ihnen waren auch einige Mitglieder von Bürgerinitiativen aus dem Schwäbisch Gmünder Raum. Ziel dieses Versuchs war es, unter den Hochspannungsleitungen Elektrosmog nachzuweisen.
Voller Spannung, was gleich passieren würde, reckten die Anwesenden ihre Röhren in die Luft. Und tatsächlich: Wie von Geisterhand gezündet, begannen diese zu leuchten, was bei einsetzender Dunkelheit gut zu sehen war. Einige schimmerten sogar durch ihre Verpackung hindurch. „Direkt am Wegekreuz funktioniert es am besten“, weiß Josef Kowatsch, Sprecher der Hüttlinger BI, und er fügt hinzu: „Wenn man mit der Röhre das Dach des Kreuzes berührt, brennt sie besonders hell.“ Fasse man die Röhre am Metallende an, spüre man sogar kleine Stromschläge, am Glas bemerke man immerhin noch Vibrationen.
Die Idee zu dieser Art von Feldversuch hatte Kowatsch bereits Ende Juli, Anfang August. Damals stellte er sich die Frage, ob der Elektrosmog unter den Starkstromleitungen tatsächlich so stark ist, dass dieser die Röhren zum Leuchten bringt. Mit seinem Sohn habe er es dann zum ersten Mal ausprobiert. „Am besten funktioniert es mit einer 36-Watt-Röhre, aber es funktioniert auch mit allen anderen.“ Wie hell eine Röhre leuchtet, hänge aber immer auch von der jeweiligen Witterung und dem Stromfluss ab. Wie stark die elektromagnetische Strahlung genau ist, könne er jedoch nicht sagen, „dazu bräuchte man ein spezielles Messgerät“. Ein solches will sich die BI nun in nächster Zeit anschaffen.

Dass es eine Strahlung unter den Leitungen gibt, vermutete Kowatsch bereits vor einigen Jahren. „Beim Beobachten von Zugvögeln habe ich gesehen, dass diese sich zwar in die dortige Wiese setzen, allerdings nie direkt in den Streifen, über den die Leitungen hinweggehen.“ Zudem habe er von Reitern gehört, deren Pferde sich weigern, unter den Leitungen hindurch zu gehen. Und auch Modellflieger berichteten ihm bereits vor Jahren, dass ihre Modelle nicht mehr richtig auf die Fernsteuerung reagieren, wenn man mit ihnen in die Nähe der Leitungen kommt. Doch warum leuchten die Röhren unter einer Starkstromleitung? Kowatsch erklärt das Phänomen folgendermaßen: „Die elektrischen Felder wirken auf den Leuchtstoff im Innern der Röhre ein. Sie bringen die Moleküle in Schwingungen, dabei springen die Elektronen der Leuchtstoffmoleküle zwischen zwei Energiezuständen hin und her. Jeden dieser Sprünge nimmt unser Auge als Lichtblitz wahr. Die Aber-Milliarden von Elektronensprüngen sehen wir dann als Leuchten.“
Während die Kinder, die am Mittwoch beim Feldversuch dabei waren, viel Spaß dabei hatten, die Leuchtstoffröhren zu zünden, und teilweise nicht mehr aus dem Staunen herauskamen, brachte der Versuchserfolg so manchen Erwachsenen zum Nachdenken. Mehr als einmal war die Frage zu vernehmen, ob so etwas auf Dauer gesund sein kann. Kowatsch zufolge ist auch der menschliche Körper beziehungsweise sind dessen Moleküle den Einwirkungen von elektromagnetischen Feldern von Starkstromleitungen ausgesetzt. Diese seien die gleichen wie bei den Leuchtstoffröhren.
Quelle: Schwäbische

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