Oliver Janich warnt in einem offenen Brief an Journalisten vor dem Erstarken rechtsextremer und rechtspopulistischer Bewegungen
Liebe Journalistinnen und Journalisten,
dieser Brief soll an Ihr Gewissen appellieren. Da ich selber diesen
Beruf ergriffen habe, weiß ich, dass man nicht einfach Journalist wird,
weil einem nichts Besseres eingefallen ist. Jeder, der diese Richtung
einschlägt weiß, dass es ein Überangebot an Bewerbern und wenige freie
Stellen gibt. Journalist wird man also nicht wegen der Berufsaussichten,
sondern aus Leidenschaft. Sie wollen aufklären, ihre Sicht der Dinge
mitteilen, sich auf die Seite der Schwächeren stellen und sicherlich ein
bisschen auch die Welt retten.
Nun, ich habe gute Neuigkeiten für Sie. Die Welt braucht Sie JETZT.
Überall in Europa erstarken rechte, nationalistische Parteien. In
Deutschland ist das aufgrund unserer Geschichte zum Glück noch nicht so
weit. Aber es gibt keine Garantie darauf, dass das so bleibt. Eine
tiefere Analyse unserer eigenen Geschichte offenbart erschreckende
Parallelen zur jetzigen Zeit. Eine französische Zeitung schrieb, der
Euro sei für die Deutschen wie Versailles – nur ohne Krieg. Und
tatsächlich erreicht der deutsche Anteil an den Haftungssummen zur
„Rettung“ des Euro heute schon ähnliche Dimensionen. Wie damals droht
uns, dass wir die Schulden mit der Notenpresse, also mit Inflation,
bezahlen werden. Das daraus folgende Elend könnte den Boden für neue
totalitäre Bewegungen – von links und von rechts – bereiten. Die
Gewalttaten aus dem extremistischen Umfeld nehmen in Deutschland
drastisch zu. Zuletzt war eine Zunahme des Linksextremismus zu
beobachten, aber bei Verschärfung der Spannungen innerhalb Europas
werden sicherlich Rechtsextreme nachziehen. Das Menetekel an der Wand
ist immer deutlicher zu sehen. Der Überwachungsstaat wird konsequent
ausgebaut, die wirtschaftliche Freiheit wird immer weiter eingeschränkt.
Schon jetzt werden Zwangsanleihen diskutiert, die natürlich niemals die
wirklich Reichen treffen, sondern die Mittelschicht, das Rückgrat
unserer Wirtschaft.
Um die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören, muss man ihr Geldwesen
verwüsten, hat schon Lenin erkannt. Daher bitte ich Sie, ich flehe Sie
auf Knien an, beschäftigen sie sich mit unserem Geldwesen. Die
österreichische Schule der Nationalökonomie erklärt uns seit über
hundert Jahren, was der Fehler an unserem Geldsystem ist. Friedrich
August von Hayek hat dafür den Nobelpreis erhalten. Der wichtigste
Vertreter dieser Denkrichtung, Ludwig von Mises, war als Sohn einer
jüdischen Familie 1940 vor den Nazis in die USA geflohen. Er schrieb
bereits vor hundert Jahren:
„Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch
Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur ob die Krise früher,
durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion, oder später zusammen mit
einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems kommt.“
Wir sehen heute überdeutlich, dass die Regierungen den Weg der
weiteren Kreditexpansion beschreiten. Dabei werden alle demokratischen
Prinzipien handstreichartig außer Kraft gesetzt. So schrieb Rolf von
Hohenhau, der Präsident des Europäischen Steuerzahlerbundes, völlig
zurecht: „Mit dem ESM-Vertrag putscht eine kleine Gruppe von Regierenden
gegen ihr eigenes Volk.“ (ESM: Der ganz große Coup!).
Der ESM ist aber nur die Folge eines Geldsystems, in dem Geld
ausschließlich durch Kredit in die Welt kommt, aus dem Nichts geschöpft
wird, planwirtschaftlich durch die Zentralbank gesteuert und mit
keinerlei echtem Wert hinterlegt wird. Lesen Sie meinen Artikel „Einfach
frei“, in dem ich dieses System erkläre. Man kann ihn in zehn Minuten
lesen und verstehen. Für das Buch „Geldreform“ von Prof. Thorsten
Polleit und Michael von Prollius, das auch Wege aus der Krise
beschreibt, benötigen sie etwa einen Tag. Wenn Sie diese Heldentat
vollbracht und sich eingelesen haben, werden sie auch die Worte von
Henry Ford verstehen, der einmal sagte:
„Es ist gut, dass die Menschen unser Geldsystem nicht verstehen, denn
sonst hätten wir eine Revolution und zwar noch vor morgen früh“.
Es sind die normalen Bürger, die Arbeiter, Angestellten und Rentner,
die am meisten unter der Enteignung via Inflation leiden. Diese kennen
die Ursache des Problems aber nicht, weil Sie als Journalisten die
Bürger nicht aufklären. Aber die Aufklärung allein reicht nicht. Hie und
da findet sich sogar ein Artikel zu diesem Thema in der Presse. Aber
solange es keine Partei gibt, die dieses Thema auf den Tisch bringt,
wird sich nie etwas ändern, daher komme ich zu meiner nächsten Bitte:
Beschäftigen Sie sich mit der Partei der Vernunft. Schreiben Sie über
uns. Warum das bisher nur in geringem Umfang geschah, ist klar. Wir
sind noch relativ jung und klein, wenngleich wir mit 14 Landesverbänden
schon weit vor den meisten anderen Kleinparteien liegen. Aber es gibt
für Journalisten zwei Gründe ein Thema zu bearbeiten. Entweder weil es
sich um ein Massenphänomen handelt oder weil es eine interessante neue
Geschichte darstellt. Und egal, was Sie von unserem Programm halten:
Neuigkeitswert haben wir. Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik
gab es eine Partei, die politische Macht so konsequent dezentralisieren
wollte wie wir. Wir wollen, dass die Bürger, egal welcher Herkunft,
Religion oder Hautfarbe in den Kommunen vor Ort über ihr Leben selbst
bestimmen. Dagegen kann eigentlich niemand etwas haben, selbst ein
linker Journalist nicht.
Ja, ich bekenne es offen, wir sind eine radikal liberale, also eine
libertäre Partei. Libertarismus ist die radikale Ansicht, dass Menschen
niemandes Eigentum sind. Selbst wenn Sie diese Ansicht nicht teilen –
glauben Sie wirklich, es sei besser für unsere Gesellschaft, wenn es gar
keine liberale Partei mehr im Bundestag gibt? Die FDP hat den Pfad des
Liberalismus lange verlassen.
Der kürzlich mit dem Ludwig Börne Preis ausgezeichnete Historiker
Götz Aly analysiert in seinen Arbeiten messerscharf, dass erst die
konsequente Zerstörung des Liberalismus in Deutschland Hitlers
Volksstaat den Boden bereitet hat. In einem Interview mit dem Schweizer
Monat hält er fest, dass „es in der Weimarer Republik kein liberales
politisches Ideenzentrum gab“. Auf die Frage, warum die demokratischen
Parteien – abgesehen von der sozialdemokratischen – Hitlers
Ermächtigungsgesetze im Frühjahr 1933 im Parlament durchgewunken haben,
gibt es nur eine Antwort: Diese Parteien und die Mehrheit der deutschen
Bevölkerung teilten mit Hitler die Überzeugung, dass die «vom Ausland
her liberalistisch beeinflusste Misswirtschaft» der Weimarer Zeit
endlich überwunden werden müsste… Der Begriff «Liberalismus» war in
Deutschland seit den späten Tagen Bismarcks zum Schimpfwort geworden,
und zwar für alle Parteien.“ Er plädiert für mehr individuelle Freiheit
und schreibt das sei „die vielleicht wichtigste Konsequenz, die ich aus
der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ziehe.“.
Unter Hitler zählte das – in diesem Fall nationale – Kollektiv alles,
der Einzelne nichts. Deshalb konnte man jedes Individuum verfolgen, in
Lager stecken, foltern und töten. Die Gesetzgebung in den USA (Patriot
Act, NDAA) beschreitet jetzt schon diesen Weg. In Europa wurde bereits
durch eine Hintertür im Lissabon-Vertrag die Todesstrafe (bei „Aufruhr
und Aufstand“) wieder eingeführt. Auch hierüber berichteten Sie nicht.
Das hätte doch einen Aufschrei aller linken Journalisten in Deutschland
geben müssen. Sehen Sie wirklich nicht die Zeichen an der Wand? Zum
Zeitpunkt von Hitlers Machtergreifung gab es – ähnlich wie heute – keine
liberale Partei mehr im Parlament. Die neuen Parteien, über die jetzt
berichtet wird, Piraten und Freie Wähler sind auch nicht liberal. Deren
einzige Lösungen sind mehr Staat, mehr Regulierung, mehr Steuern. Das
sind bald Weimarer Verhältnisse.
Die jetzige Zeit wird einmal in die Geschichte eingehen wie die
1920/30er Jahre. Sie haben es mit in der Hand, dass sich die Geschichte
nicht wiederholt. Sie werden einmal gefragt werden, wo Sie in dieser
Zeit waren. Und anders als damals können Sie sich im Zeitalter des
Internets nicht herausreden, Sie hätten von nichts gewusst.
Ich verlange nicht von Ihnen, dass Sie sich hinstellen und sagen: Wir
haben euch die ganze Zeit belogen. Ich möchte nur, dass Sie der Partei
der Vernunft eine faire Chance geben, ihre Standpunkte zu erläutern –
allein schon aus Gründen der Objektivität und Neutralität. Zeigen Sie
den Menschen, dass es eine Gruppierung gibt, die Alternativen aufzeigt,
auch wenn Sie selbst nicht davon überzeugt sein sollten, dass es die
richtigen Alternativen sind. Machen Sie bitte einfach Ihren Job.
Und lassen Sie sich bitte nicht von unseren anderen Thesen, wie etwa
zum Klimawandel, abschrecken. Auch das muss man in einer freien und
offenen Gesellschaft diskutieren können. Oder etwa nicht? Was nützt eine
angeblich so freie Presse, wenn es Denkverbote gibt?
Sie sehen es doch überdeutlich: Wir brauchen eine neue Partei, die
nicht mit dem System verfilzt ist. Die Abgeordneten im Bundestag könnten
über das Geldsystem Bescheid wissen, denn mit Frank Schäffler von der
FDP sitzt wenigstens ein ausgewiesener Kenner der österreichischen
Schule im Bundestag. Aber es haben sich nur eine Handvoll
Unerschrockener um ihn geschart. Wir haben nicht mehr die Zeit darauf zu
warten, dass daraus hunderte werden. Der Druck muss von außen kommen,
von einer neuen Partei. Halb Deutschland wartet händeringend auf eine
bürgerliche Partei, die die Interessen der Nettozahler vertritt ohne
dabei die Schwächsten zu vergessen. Diese Partei ist die Partei der
Vernunft. Und das sage ich nicht, weil ich der Gründer bin. Ich habe
nicht die geringsten persönlichen Ambitionen. Aber irgendjemand, um
Himmels willen, muss sich doch jetzt mal um die Interessen der Bürger
kümmern.
Und eines möchte ich Ihnen noch mitgeben. Sie als Journalist gehören
zu den Nettozahlern in der Republik. Sie tragen die durchschnittliche
Abgabenlast von bis zu 70%. Die kommenden Enteignungswellen treffen
genau Sie und Ihre Kinder. Anders als die meisten Bürger sitzen Sie aber
an einem Hebel, der das Ganze noch verhindern kann: Dem Hebel zur
öffentlichen Meinung. Bitte legen Sie ihn um.
Ich stehe jederzeit für noch so kritische Rückfragen zu Verfügung,
Oliver Janich
Journalist, Vorsitzender und Gründer der Partei der Vernunft